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Der Igel – Wann braucht er Hilfe?

Bild zeigt einen Igel

Eigentlich sind sie für uns alle selbstverständliche Bewohner unseres Gartens, die kleinen, stacheligen und possierlichen Tiere. Doch so selbstverständlich sie mal waren, die heutige Realität sieht leider anders aus. Durch den zunehmenden Verlust der Lebensräume, einen Mangel an geeignetem Futter und nicht zuletzt durch die Zunahme konkreter Gefahren, wie Straßenverkehr, Mähroboter oder Freischneider, zählen Igel mittlerweile zu den stark gefährdeten Tieren in Deutschland. In manchen Bundesländern stehen Sie sogar bereits auf der Roten Liste. Umso wichtiger ist es, dass wir uns im Sinne der Tiere richtig verhalten, wenn wir einem Igel begegnen.

Daher hier ein paar wichtige Tipps:

Wie erkenne ich, ob ein Igel Hilfe braucht?

Ganz entscheidend sind Jahreszeit, Größe/das Gewicht und der Allgemeinzustand der Tiere. Igel sind in der Regel nachtaktive Tiere, die im Winter in einen Winterschlaf fallen. Dieser dauert, abhängig von den klimatischen Bedingungen, etwa von Mitte November/Anfang Dezember bis Mitte März/Mitte April.
Sieht man Tiere tagsüber, kann das gegebenenfalls schon ein Anzeichen sein, dass hier etwas nicht stimmt. Aber nicht jeder Igel, der tagsüber unterwegs ist, ist hilfsbedürftig. Gerade im Herbst, wenn sich die Tiere auf den Winterschlaf vorbereiten, gehen sie nicht nur nachts auf Futter- und Quartiersuche. Daher ist ein zweiter Blick notwendig. Handelt es sich also um ein erwachsenes oder ein Jungtier? Wenn es ein erwachsenes Tier ist, interessiert der Allgemein- oder Ernährungszustand? Ist man sich nicht sicher, hilft eine Waage. Bei einem Jungtier hilft ebenfalls eine Waage in Abhängigkeit zur Jahreszeit und den Witterungsverhältnissen, aber auch, ob eine Mutter sichtbar oder anwesend ist. Entscheidend ist natürlich auch, ob der Igel verletzt ist und ob er sich normal fortbewegt.
Als Faustregel gelten: Ein erwachsener Igel (25 – 30 cm lang) sollte mind. 800 g wiegen; ein Jungigel spätestens Anfang November (oder vor dem ersten starken Frost) 400 g. Tiere die kurz vor dem Winter kleiner und leichter sind, haben häufig keine Chance, den Winter zu überleben. Übrigens: An wärmeren Tagen wachen Igel auch manchmal aus dem Winterschlaf auf und gehen auf Nahrungssuche. Hier freuen sie sich über getreidefreies Katzenfutter. Ein Igel, der bei Frost und Schnee nicht schläft und für uns sichtbar ist, braucht immer Hilfe.

Was mache ich, wenn ich den Verdacht habe, dass ein Igel hilfsbedürftig ist?

Bild zeigt Igel der mit Handschuhen angefasst wird.

Da Igel ziemlich stachelig sind und teilweise auch viele kleine Parasiten haben ist es ratsam, sie mit Handschuhen oder einem Tuch vorsichtig hochzuheben und in eine Kiste zu setzen. Ein gutes Zeichen ist es, wenn sich der Igel sofort einrollt. Um das Gewicht zu bestimmen, eignet sich eine Haushaltswaage. Sollte der Igel offensichtlich verletzt sein (er z. B. nicht mehr laufen kann oder sich beim Hochheben nicht einrollt), muss er gar nicht mehr gewogen werden, sondern braucht auf jeden Fall Hilfe.

Kann ich einem Igel selbst helfen?

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Ist der Igel nicht offensichtlich hilfsbedürftig, dann können Sie ihm in jedem Fall helfen, indem Sie ihm geeignetes Futter (getreidefreies Katzenfutter) und im Sommer Wasser anbieten. Ist er in einer misslichen Lage (z. B. in einen Schacht oder einen Treppenabgang hinuntergefallen) aber ansonsten unverletzt, dann reicht es, ihn zu befreien und dort wieder laufen zu lassen. Schön ist es natürlich, wenn Sie eine solche Gefahrenstelle entschärfen. Kranke, verletzte oder geschwächte Tiere, oder Jungtiere ohne Mutter sollten Sie zu sachkundigen Personen bringen. Hier wird den Tieren fachkundig geholfen.

Anlaufstellen sind z. B. die Tierheime in Bremen (www.bremer-tierschutzverein.de) oder Bremerhaven (www.tierschutz-bremerhaven.eu) oder auch das Netzwerk Igelfreunde e.V. (www.netzwerk-igelfreunde.de).

Grundsätzlich gilt, dass kein Wildtier der Natur entnommen werden darf, es sei denn, es ist hilfsbedürftig. Daher ist es wichtig, genau zu schauen und nur die Tiere zu entnehmen, die Hilfe auch wirklich brauchen. Ist man sich insgesamt unsicher, dann hilft vorab ein Anruf in einem Tierheim oder bei einer Igelhilfe. Hier kann im Einzelfall geholfen und entschieden werden, was für den Igel das Beste ist.
Aber ganz klar: Bei aller Notwendigkeit der Hilfe ist der Schutz die wichtigste Unterstützung, die wir den Igeln – aber auch vielen anderen Tieren – zukommen lassen können und nicht zuletzt auch müssen. Dies fängt bei der Leibspeise der Igel an, nämlich allen Insekten, Larven, Käfern und sonstigem Getier. All dieses artgerechte Futter findet der Igel nur in naturnahen Gärten. Daher ist es besonders wichtig, Lebensräume inklusive einer ausreichenden Futtergrundlage zu erhalten, ebenso wie Überwinterungsmöglichkeiten. Grünschnitt- und Laubhaufen sollten in keinem Garten fehlen.
Ein weiterer Hinweis: Fahren Sie vorsichtig und nehmen Sie Rücksicht auf kleine und große Tiere, die manchmal gezwungen sind, „unsere“ Straßen zu überqueren.
Viele nützliche und umfassende Tipps gibt es auch über folgende Links:

Merkblätter & Flyer – Pro Igel | Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e. V. (pro-igel.de)
Igelhilfe im Herbst - Bremer Tierschutzverein e.V. (bremer-tierschutzverein.de)